Blinder Passagier


Sie war damals erst sieben und wusste nicht Bescheid, 
nur heute spürt sie ganz genau: Er ging damals zu weit! 
Der Onkel war sehr freundlich und war ihr auch sehr nah, 
er kam ihr noch viel näher, wenn sie mit ihm alleine war. 
Die Angst etwas zu sagen lähmt ihren Verstand, 
und heute steht sie immer noch mit dem Rücken an der Wand. 

Oh, es klebt an ihr wie ein blinder Passagier, 
und sie wird's nicht los, fühlt sich erbarmungslos 
gezeichnet wie ein Stück Papier. 

Die Zeit heilt alle Wunden und dann wächst das Gras, 
doch ihr's ist längst verdorrt, weil sie nie vergaß. 
Die Wunde blutet immer noch, die Bilder sind noch da, 
und stempeln ihrer Seele ein, was mit ihr geschah! 

Oh, es klebt an ihr wie ein blinder Passagier, 
und sie wird's nicht los, fühlt sich erbarmungslos 
gezeichnet wie ein Stück Papier. 

Sie ist längst über dreißig, doch hat sie's nie erzählt, 
der Mann an ihrer Seite weiß nicht, was sie quält. 
Er zeigt ihr seine Liebe, doch sie bleibt dabei kühl, 
er sucht nach ihrer Nähe und ihr wird es zuviel. 

Sie hofft, dass sie gegen die Vergangenheit gewinnt, 
und sucht die Tür aus ihrem Labyrinth. 

Oh, es klebt an ihr wie ein blinder Passagier, 
und sie wird's nicht los, fühlt sich erbarmungslos 
gezeichnet wie ein Stück Papier. 

 

 

 

Text & Musik: Volker Schmidt-Bäumler

© Pila Music
Erschienen auf: Karikatour